Videokonferenzen
Willemers Informatik-Ecke
Diese Seite entstammt den Erfahrungen aus dem Sommersemester 2020 an der Hochschule Flensburg, Fachbereich Informatik, spiegeln aber auch die Erfahrungen aus den Jahren davor wieder.

Mit gewissen Einschränkungen kann man die gängigen Tools für Videokonferenzen zur Live-Übertragung von Vorlesungen nutzen. Aber eigentlich sollten diese Tools der Interaktion dienen, nicht der Wissensvermittlung.

Datenschutzfragen

Bei der Wahl der Werkzeuge sind Datenschutzaspekte relevant.

Jitsi-Meet

meet.jit.si ist eine Open-Source-Lösung, die auch auf einem eigenen Server installiert werden kann, sofern ausreichend Bandbreite zur Verfügung steht. Damit dürfte man datenschutztechnisch auf der sicheren Seite stehen. Das ist vermutlich auch der Grund, warum insbesondere Schulen sehr häufig Jitsi-Meet einsetzen.

Man kann auch spontan Jitsi-Meetings auf deren eigenen Server einrichten, hat dann natürlich nicht die absolute datenschutztechnische Sicherheit.

Jitsi-Meet erlaubt die Aufzeichnung der Sitzung, was aus datenschutzrechtlichen Gründen allen Beteiligten zwingend mitgeteilt werden muss.

Jeder Benutzer kann seinen Computerbildschirm anstelle seines Kamerabilds teilen.

Jitsi bietet parallel zur Konferenz einen Text-Chat, in den Nachrichten getippt werden können, die von allen gelesen und beantwortet werden können.

Erfahrungen

Eine Schulstunde meines Sohnes mit über 20 quirligen Fünftklässlern hat erstaunlich gut geklappt, wenn man von einigen Problemen im Audiobereich absieht, weil die Disziplin, das Mikrofon abzuschalten, in dieser Altersgruppe etwas schwierig ist.

An der Hochschule haben Sitzungen mit über 50 Studenten auch ohne Audio-Probleme geklappt.

Vorteile

BigButtonBlue

BigButtonBlue ist wie Jitsi-Meet eine Open-Source-Lösung, wodurch kritische Hintertüren naturgemäß eher nicht auftreten dürften.

Für die Hochschule Flensburg ist dieses Tool schon deshalb interessant, weil es in die Stud.IP-Lösung eingebunden ist. Damit ist das Tool datenschutztechnisch vollkommen unproblematisch. Ein weiterer Vorteil der Einbindung ist, dass gewährleistet ist, dass nur die Teilnehmer der Veranstaltung am Treffen teilnehmen können und dass die Identität gesichert ist. Das kann bei mündlichen Prüfungen wichtig sein.

Um BigBlueButton im Stud.IP zu aktivieren, muss im Veranstaltungsbereich Mehr... und dann Meetings angewählt werden.

Sitzung

Big Blue Button funktioniert sowohl mit Firefox wie mit Chromium problemlos.

Beim Anmelden wird gefragt, ob man nur zuhören will oder das Mikrofon benutzen will. In dem Fall muss das Mikrofon freigegeben werden. Es folgt ein Echotest, bei dem man das Echo der eigenen Stimme hört und so sofort erkennt, wenn Mikro oder Lautsprecher nicht funktionieren.

Die Kamera wird nach dem Einloggen explizit über das Kamerasymbol freigegeben.

In der Mitte erscheint ein Welcome-Bildschirm anstelle eines Präsentationsbildschirms. Er kann über die Schließbox rechts oben beendet werden.

Auf der linken Seite erscheint ein öffentlicher Chat, man kann gemeinsame Notizen sichern. Oben ist ein Button zur Aufzeichnung der Sitzung, die bei jedem Teilnehmer rot leuchtet, wenn sie aktiviert ist.

Über ein Bildschirmsymbol kann man Fenster oder den gesamten Bildschirm des eigenen Computers freigeben. Durch einen weiteren Klick auf das Symbol wird die Freigabe beendet.

Über den Button mit dem Pluszeichen kann man eine Umfrage starten, eine Präsentation hochladen oder ein externes Video teilen.

Umfrage

Man kann eine Umfrage starten. Der Inhalt der Umfrage muss sich aus dem Kontext ergeben. Antworttexte können Ja/Nein, Richtig/Falsch oder A-B bis A-E lauten. Die Ergebnisse sieht der Umfrager. Er kann die Ergebnisse veröffentlichen.

Ende

Über das Menü mit den drei Punkten rechts oben kann man sich ausloggen oder als Veranstaltungsleiter die ganze Konferenz beenden.

Alfaview

Nach Aussage von Wikipedia ist Alfaview eine deutsche Software, die Rechenzentren der EU nutzt. Es gibt Clients für Windows, macOD, Linux, Android und iPhone.

Es gibt kostenlose Lizenzen aber auch besondere Preise für Hochschulen.

Eigene Erfahrungen liegen bislang nicht vor.

Webex

Webex ist ein kommerzielles Produkt der US-Firma Cisco. Die Hochschule Flensburg hat eine Lizenz, bei der immerhin gewährleistet ist, dass der Server von der Telekom gestellt wird und so nicht in den USA steht, was datenschutztechnisch problematisch wäre.

Anwendungserfahrungen

Der Leiter der Veranstaltung muss bei Webex angemeldet sein. Wer als Teilnehmer zu einer Sitzung eingeladen wurde, muss auf den Teilnehme-Button klicken, ohne persönliche Daten abliefern zu müssen. Der Zugriff auf Kamera und Mikrofon muss wie bei allen Videokonferenztools explizit erlaubt werden.

Client-Probleme

Es werden explizite Clients für MacOS und Windows angeboten sowie in ihren Möglichkeiten etwas eingeschränkte Apps für Android und iPhone. Eine App für Linux existiert nicht.

Man kann an Webex-Sitzungen per Browser teilnehmen. Dort tauchen allerdings einige Schwierigkeiten auf. Mit dem Firefox-Browser ist es beispielsweise nicht möglich, die vom Gastgeber geteilten Bildschirm zu sehen. Mit Chromium gab es im Juni 2020 häufig Audioprobleme. Da scheint sich etwas getan zu haben. Allgemein erzeugt eine Webex-Sitzung eine erhebliche CPU-Last.

Datenschutz-Hintergrund

Die Hochschulen in Schleswig-Holstein scheinen Webex zu mögen. Den Server stellt die Telekom zur Verfügung und so hofft man dass der Server wenigstens in Deutschland steht.

Es handelt sich um Closed Software des US-Anbieters CISCO, dessen Produkte bereits von der CIA für Spionagezwecke manipuliert worden waren. Auch ansonsten gibt es Sicherheitsbedenken

Links für Webex-Schulungen

Zoom

Zoom ist unter anderem von Google für seine Mitarbeiter verboten worden.

Am 22.4.2020 wurde eine Holocaust-Gedenkveranstaltung mit Zoom gekapert und durch Einspielung von Hitler-Bildern und antisemitischen Inhalten gestört.

Wer dennoch unbedingt Zoom verwenden will, sollte wenigstens folgende Seite lesen: