Kameras
Willemers Informatik-Ecke
Kameras werden für Videotelefenie, für Videokonferenzen oder auch für Screencasts benötigt.

Kamera-Hardware

Kameras unterscheiden sich erheblich in der Qualität. Allein die Auflösung ist dabei nicht unbedingt aussagekräftig. So liefern eine Noname-Produkte eine höhere Auflösung im Shop als in der Realität. Wichtig ist nämlich auch Farbwiedergabe und Kontrast. Noch interessanter ist die Anzahl der Bilder pro Sekunde (Frames per second). Dieser sollte bei beweglichen Bildern mindestens bei 30 fps liegen, sonst gibt es flatternde Übergänge bei Bewegungen.

Was für Videokonferenzen vielleicht noch erträglich ist, ist für den Einsatz bei Videos schon grenzwertig.

Eingebaute Kameras

Die eingebauten Kameras in den Laptops sind oft von erstaunlich schlechter Qualität. Das gilt auch für Tablet-Kameras, insbesondere bei den Selfie-Kameras. Dagegen sind die Frontkameras von Smartphones meist deutlich besser, da der Benutzer seine Urlaubsfotos (Palmen bei Sonnenuntergang) den Kollegen gern in bester Qualität präsentieren möchte.

Externe USB-Webcams

Falls der Computer keine Kamera hat, kann man externe Webcams kaufen. Diese sind in der Regel mit einem USB-Anschluss versehen. Hier sind die Qualitäten oft sehr unterschiedlich. Darum lohnt sich hier die Verwendung von Markenware. Sehr ordentlich sind dabei die Produkte der Firma Logitech. Achten Sie auf die Lieferzeiten!

Billigalternativen

Deutlich günstiger, aber auch sehr gestreut in den Leistungen, sind Noname-Produkte. So erwies sich die Webcam von LOETAD mit manuellem Fokus als positive Überraschung. Ob die Auflösung wirklich 1080P Full HD ist, mag ich nicht beurteilen. Aber die Farben waren gut, das eingebaute Mikrofon sogar sehr gut. Sie braucht allerdings ausreichend Licht.

Die Unterschiede werden deutlich bei der Webcam von Cleebourg. Sie liefert zwar eine gute Auflösung und stellt weniger Ansprüche an das Licht, hat aber dafür einen leichten Blaustich, so dass man sehr kalt herüberkommt. Das eingebaute Mikrofon ist nicht einmal für Konferenzen zu gebrauchen.

WLAN-Überwachungskameras

Bei vielen Webcam-Angeboten handelt es sich um Überwachungs-Webcams. Diese arbeiten per WLAN. Der Anschluss ist sicher lösbar. Problematischer ist, dass solche Kameras einen großen Raum überwachen sollen und damit oft einen extremen Weitwinkel haben. Wenn Sie damit ein Gesicht aus kurzer Entfernung aufnehmen, mutiert es zur Karrikatur. Falls die Kamera einen Fixfokus hat, ist dieser eher nicht für den Nahbereich ausgelegt und das Bild einer Nahaufnahme ist eventuell unscharf.

Smartphone-Kameras per USB als Webcam betreiben

Wenn die Kamera im Smartphone von guter Qualität ist, würde man sie vielleicht gern im Notebook als Webcam verwenden. Ein Aus- und Einbau dürfte nicht praktikabel sein.

Smartphones haben in der Regel zwei Kameras. Die dem Display zugewandte Kamera, die sogenannte Selfie-Kamera, ist in der Regel deutlich schlechter als die nach hinten herausführende Kamera für Fotos.

Wenn man das Smartphone als Kamera verwendet, benötigt man einen Ständer. Hier können Thunfischdosen, ein Smartphone-Ständer, aber auch eine Kfz-Halterungen ausgesprochen hilfreich sein. Langweilige Zeitgenossen verwenden Stative mit entsprechenden Klemmen.

Linux

Die Foto- oder Videokamera des Smartphones kann bei Linux über den USB-Port als Webcam für den Linux-Computer eingebunden werden. Dazu wird auf Smartphone-Seite die App Droidcam verwendet. Droidcam ist nur noch in der niedrigsten Auflösung kostenlos.

Alternativ gibt es die Android-App iriun, für die es auf der Homepage iriun.com auch Treiber für Windows, Mac und Ubuntu gibt. Unter Linux ließ sich die Verbindung aufbauen, aber ganz ordentlich läuft das noch nicht. Zumindest war es mir immer möglich, einen Zugriff auf das Video-Device aus dem Browser zu erhalten. Zum Start der Verbindung muss auf Linux-Seite das Programm iriunwebcam von der Kommendozeile aufgerufen werden.

Windows

Die App Droidcam kann auch von einem Windows-PC angesprochen werden. So können Sie Ihr Android-Smartphone unter Windows als Webcam nutzen. Dazu wird dann allerdings das WLAN genutzt. Das verwendete Tool muss in der Lage sein, eine Netzwerk-URL als Quelle zu akzeptieren.

Das Programm iriun.com gibt es auch für Windows. Wurde aber noch nicht getestet.

Mac

Für den Mac und für Windows gibt es unter der URL iriun.com ein eigenes Programm, das mit der Android-App iriun aus dem Google-Play zusammenarbeitet.

Digitalfotokameras

Auf einem Linux-PC lassen sich LiveView-fähige Digitalkameras auf ein Video-Device umbiegen und so als normale Webcam betreiben. Das Bild ist bei Einsatz einer DSLR-(Spiegelreflex)Kamera erwartungsgemäß außergewöhnlich gut.

Für Windows gibt es eine Software, die digiCamControl heißt und auch einen USB-Zugriff auf Kameras erlaubt, die LifeView durchreichen.

Zwar ist die Fotoqualität unschlagbar, das gilt allerdings nicht für die Geschwindigkeit. Eine Nokia D3300 lieferte bequem ausreichende 35 fps, während eine Canon EOS 700D zwischen 7 und 10 fps lieferte, was zu stummfilmartigen Rucklern führt.

Auswahl der Videoquelle

Unter Linux wird eine Videoquelle immer über ein Standard-Device /dev/video0 angeboten. Bei mehreren Quellen gibt es dann auch video1 und folgende. In den meisten Fällen werden die Videoquellen schon beim Anschluss des Geräts automatisch erkannt und eingebunden. Eine Treiberinstallation ist in der Regel nicht erforderlich.

Die Auswahl der Kamera erfolgt durch die Anwendungen entweder über das Video-Device (/dev/video0 und folgende) oder häufiger über den Namen der Kamera, der allerdings vom Hersteller oft wenig signifikant ausgewählt wird.

In Einzelfällen ist es passiert, dass Computer ihre Video-Kamera vor allem in Browser-Anwendungen nicht finden konnten. Hier half es, die Kamera zunächst ein Mal über VLC anzusprechen.

Kamerabild testen

VLC

VLC ist das Schweizer Taschenmesser im Videobereich und ist unter Linux üblicherweise vorinstalliert. Aber auch unter Windows-Usern ist VLC weit verbreitet.

VLC erlaubt den Direktzugriff auf Video-Eingänge. Dazu wird Media|Open Capture Device aufgerufen.

Der Capture Mode ist normalerweise bereits auf Video camera eingestellt. Klappt man dann Video device name auf, erscheinen dort die Video-Devices. Hier wählt man das gewünschte auf und klickt auf Play. Das Kamerabild erscheint im Fenster.

Weitere Kameraprogramme

Linux bietet in den Repositories noch einige kleine Kamera-Programme an. Diese können hilfreich sein, um die Kameraposition und das Bild zu testen. Am bekanntesten dürfte Cheese sein. Leider kommt dieses nicht immer mit jedem Kameraeingang zurecht. Eine Alternative stellt GUVCView dar.

Unter Windows existiert eine Anwendung namens Kamera für den gleichen Zweck.

Browser-Berechtigungen

Webseiten dürfen aus Sicherheitsgründen nicht einfach auf die Kamera zugreifen. Darum fragen die entsprechenden Anwendungen (Jitsi, Skype, ...) bei jedem Start nach der Erlaubnis.

Gestaltung

Augenkontakt

In normalen Gesprächen schauen wir uns in die Augen. Bei einer Kamera können wir die Augen des Gegenübers nicht sehen. Darum neigen wir dazu, uns im Zimmer andere Fluchtpunkte zu suchen. Für den Betrachter wirkt das, als wolle man ihm nicht in die Augen sehen. Darum ist es wichtig, sich anzugewöhnen, den Blick in die Kamera zu richten.

Dazu ist es hilfreich, wenn die Kamera nicht allzu weit vom Bildschirm entfernt ist.

Ausleuchtung

Gute Videos werden besser, wenn man sie gut ausleuchtet. Manchmal hat man Glück und das Raumlicht ist gar nicht so schlecht. Dennoch lohnt es sich, ein wenig zu experimentieren. Ein schlechtes oder unscharfes Bild kann auch daher rühren, dass die Kamera einfach nicht genug Licht bekommt. Für solche Zwecke gibt es spezielle Videoleuchten, die ein leicht difuses Licht erzeugen. Damit leuchtet man das Bild von schräg vorn aus. Soll ein natürliches Licht entstehen, baut man auf der anderen Seite einen Reflektor auf.

Wer kein Geld in teure Spezialausrüstung investieren will, kann mit einer Nachttischlampe oder einer Stehlampe bereits eine passable Ausleuchtung erreichen.

Für Bastler zeigt ein Youtube-Video den Selbstbau einer Videoleuchte aus einer Alu-Kuchenform mit ein paar LED-Streifen und etwas Diffusionsgewebe.

Eine recht günstige Lösung biete Amazon in einem Paket aus zwei Leuchten auf Tischstativen an, die aber bis zu 115 cm ausziehbar sind. Diese sind für unter 50 Euro zu bekommen. Die Stative können auch für Kameras verwendet werden.

Dem Paket fehlen allerdings die Netzteile, sondern sind mit einem USB-Stecker ausgestattet. Da die Leuchten zumindest beim Einschalten 2A benötigen, können sie nicht durch den Computer gefüttert werden. Stattdessen müssen entsprechende Netzteile separat besorgt werden - sofern man nicht noch ein paar 2A-Netzteile übrig hat.