Monitore unter Linux
Willemers Informatik-Ecke

Zwei Monitore

Die Ansteuerung mehrerer Monitore, auch Dualhead-Betrieb genannt, erfolgt inzwischen in der Regel recht zuverlässig durch einen Einstellungsdialog des Desktops. Dieses grafische Werkzeug basiert meist auf xrandr. Die Monitore können neben- oder untereinander angeordnet werden. Es ist auch möglich, beide Monitore das gleiche Bild darstellen zu lassen. Das ist beispielsweise im Beamerbetrieb praktisch, wenn das Bild hinter den Rücken des Vortragenden projeziert wird.

Umschalter

Neben den Einstellungen durch den Desktop liefern vor allem Notebooks Tastenkürzel, mit denen der Bildschirmausgang auf den internen Display, den externen Monitor oder auf beides gleichzeitig durch mehrfaches Drücken einer Tastenkombination geschieht. Bei HP ist dies Fn-F4.

xrandr

Mit dem Programm xrandr kann ein Anwender die angeschlossenen Bildschirme kontrollieren. Das ist wichtig, damit sich jeder Benutzer eines Linux-Systems ohne Hilfe des Administrators auf seine Monitore einstellen kann. Als Ausgang gibt es verschiedene Namen: Der folgende Befehl schaltet den internen Monitor ab und aktiviert den extern über die VGA-Buchse angeschlossenen Monitor.
xrandr --output LVDS0 --off --output VGA --auto

Zickigkeiten

In vielen Fällen funktionieren zwei Monitore an einem Gerät völlig unproblematisch. Es scheint aber Unterschiede zu geben. Insbesondere gibt es scheinbar Ärger, wenn ein digitaler (DVI, HDMI, DisplayPort) und ein analoger Monitor (VGA) angeschlossen sind.

Auch KDE scheint manchmal seine eigenen Ideen zu haben, die vor allem dann unangenehm werden, wenn KDE der Meinung ist, den Hauptdisplay nicht mehr darstellen zu wollen. Es ist mir gelungen, eine Einstellung herbeizuführen, in der der interne Display des Notebooks dauerhaft dunkel blieb und nur der externe Bildschirm funktionierte.

xorg.conf

In den letzten Jahren wird die Konfigurationsdatei xorg.conf zur Einrichtung einer grafischen Oberfläche nicht mehr benötigt. Allerdings ist das anders, wenn man eine NVidia-Karte mit dem Treiber von NVidia selbst verwenden muss.

Fehlt in letzterem Fall die xorg.conf, so kann man sie mit dem Befehl nvidia-xconfig erstellen, allerdings braucht man dazu das Programm nvidia-xconfig und root-Rechte. Ohne xorg.conf im Verzeichnis /etc/X11 startet der NVidia-Treiber erst gar nicht.

Ansonsten kann eine eigene xorg.conf mit dem Aufruf X --configure erstellt werden.

Rotierende Monitore

Die Monitorausgabe kann mit xrandr auf den Kopf gestellt werden. Oder auch quer. Was auf den ersten Blick wie Unfug wirkt, wird extrem praktisch, wenn man einen Pivot-fähigen Monitor besitzt, den man drehen kann. Damit ist es dann möglich, eine DIN-A4-Seite größtmöglich darzustellen. Auch Tablet-PCs, die auch Convertible genannt werden, können so gedreht werden, damit man sie wie einen Zeichenblock verwenden kann. Allerdings muss dann auch der mitgelieferte Stift (Pen oder Stylus genannt) mitgeführt werden.

Rotieren des Bildschirms

Mit xrandr --orientation oder xrandr -o kann die Drehung manipuliert werden. Der Befehl erwartet eine Nummer als Parameter.

xrandr -o 0 Bildschirm aufrecht darstellen
xrandr -o 1 Bildschirm gegen den Uhrzeigersinn drehen
xrandr -o 2 Bildschirm über Kopf darstellen
xrandr -o 3 Bildschirm mit den Uhrzeigersinn drehen

Da sich nicht jeder diese Befehle merken kann, kann man sie in einen Skript schreiben und diese vielleicht durch eine Tastenkombination auslösen. Die Belegung von Tastenkombinationen werden von den meisten Desktops unterstützt.

Mitführen des Pens

Für einen Pivot-Monitor ist das Verhalten nach dem Drehen des Monitors vollständig in Ordnung. Wer einen Tablet-PC, also einen Laptop mit einem Stift, der direkt auf den Monitor zeichnen kann, besitzt, wird feststellen, dass der Mauszeiger der Stiftspitze nicht mehr folgt. Dazu muss das Programm xsetwacom verwendet werden.

Mit dem Befehl xsetwacom --list werden alle von xwacom bedienten Devices angezeigt. Interressant ist vor allem das Stylus-Device also der Stift. Er hat bei Wacom-Geräten den Namen "Serial Wacom Tablet stylus". Diesen - leider etwas langen - Namen verwendet man, um das Device mit set anzusprechen. Es folgt der Befehl zum Rotieren:

Rotate none Nicht rotieren
Rotate ccw Gegen den Uhrzeigersinn rotieren
Rotate half Über Kopf
Rotate cw Mit dem Uhrzeigersinn rotieren

Hier wird es natürlich noch interessanter, einen Skript zu verwenden, da xrandr und xsetwacom in der Regel gleichzeitig benötigt werden. Man kann noch weitergehen, dass man den Drehbefehl für den Stylus nur ausführt, wenn das Rotieren des Bildschirms gelungen ist. Dazu wird && verwendet. Der Befehl zum Kippen nach links wäre dann:

xrandr -o 1 && xsetwacom set "Serial Wacom Tablet stylus" Rotate ccw

Touchscreen funktioniert ab Ubuntu 16.04 nicht mehr

Der HP 2760p ist ein Laptop mit einem Wacom-Stift und einem Touchscreen. Dieses Gerät funktionierte noch in der Version 14.04 von Ubuntu out of the Box. Auch unter Debian 8 lief alles prima. Beim Umstieg auf 16.04 funktionierte der Touchscreen allerdings plötzlich nicht mehr, obwohl der Pen noch einwandfrei arbeitet.

Auf der Website serial wacom devices gone after upgrade to utopic/14.10, die scheinbar nichts mit dem Problem zu tun hat, erscheint ein Hinweis, dass man sich helfen kann, wenn man in der Datei /lib/udev/rules.d/69-wacom.rules/wacom.rules den Inhalt der alten Ubuntu 14.04 einträgt. Dieser sei wiederum unter der URL https://launchpadlibrarian.net/190730991/69-xserver-xorg-input-wacom.rules zu finden.

Tatsächlich funktionierte dies nach einem Neustart des Rechners tadellos.

Links

HDMI-Anschluss per udev

Der Artikel Bildschirme automatisch spiegeln beschreibt, wie das Einstecken eines HDMI-Steckers durch eine udev-Regel gefangen wird und dadurch ein Beamer erkannt und dann der Bildschirm automatisch gespiegelt wird.