Linux und die Scanner
Willemers Informatik-Ecke
Nicht alle Scanner arbeiten problemlos mit Linux zusammen. Nicht einmal die Marke gewährleistet einen problemlosen Betrieb. So habe ich in der Schublade ein sehr altes USB-Modell (LiDE 55) von Canon, das ich einfach nur anschließen muss und sofort funktioniert, während einige Modelle des Herstellers auch nach gutem Zureden die Arbeit hartnäckig verweigern.

Inbetriebnahme

Ein Scanner wird automatisch bei Anschluss erkannt - oder gar nicht. Zuständig ist SANE, das vor allem schweigsam arbeitet und leider wenig Hinweise darauf liefert, welches Problem vorliegt.

Wichtigster Tipp: Wenn Sie einen Scanner kaufen, legen Sie Wert darauf, dass er Linux unterstützt. wenn er es nicht auf Anhieb tut, geben Sie ihn zurück. Der Testverlauf ist hochgradig einfach: Bei MATE/Cinnamon und anderen Oberflächen wird das Programm Simple Scan mit geliefert.

Wenn das nicht funktioniert, benötigen Sie viel Geduld und gute Linux-Kenntnisse. Aber beides garantiert nicht, dass der Scanner hinterher läuft. Die bessere Entscheidung ist ein anderes Gerät.

Tipp: Am Gebrauchtmarkt bekommt man Scanner in der Regel günstig, weil viele Geräte beim Versionswechsel von Windows oft nicht mehr laufen.

Flachbettscanner

Üblicherweise werden Flachbettscanner mit einem USB-Anschluss verkauft. Beim Einstecken eines Geräts an die USB-Buchse meldet sich das Gerät mit seinem Namen und seinem Hersteller. Das können alle USB-Geräte.

Mit dem Befehl lsusb können Sie alle angeschlossenen Geräte sehen.

$ lsusb
Bus 002 Device 005: ID 0483:91d1 STMicroelectronics Sensor Hub
Bus 002 Device 004: ID 08ff:2683 AuthenTec, Inc. 
Bus 002 Device 006: ID 0b97:7772 O2 Micro, Inc. OZ776 CCID Smartcard Reader
Bus 002 Device 003: ID 0b97:7761 O2 Micro, Inc. Oz776 1.1 Hub
Bus 002 Device 002: ID 8087:0024 Intel Corp. Integrated Rate Matching Hub
Bus 002 Device 001: ID 1d6b:0002 Linux Foundation 2.0 root hub
Bus 001 Device 005: ID 056a:0101 Wacom Co., Ltd 
Bus 001 Device 006: ID 1199:68a2 Sierra Wireless, Inc. 
Bus 001 Device 003: ID 0489:e052 Foxconn / Hon Hai 
Bus 001 Device 002: ID 8087:0024 Intel Corp. Integrated Rate Matching Hub
Bus 001 Device 001: ID 1d6b:0002 Linux Foundation 2.0 root hub
Bus 004 Device 002: ID 0451:8041 Texas Instruments, Inc. 
Bus 004 Device 001: ID 1d6b:0003 Linux Foundation 3.0 root hub
Bus 003 Device 005: ID 046d:c050 Logitech, Inc. RX 250 Optical Mouse
Hier sehen Sie verschiedene Geräte, vom USB-Hub über ein Wacom-Grafiktablet bis hin zur optischen Maus. Auch der WLAN-Adapter ist zu sehen. Hier sollte und wird vermutlich auch Ihr Scanner auftauchen. Die durch Doppelpunkte getrennte ID kennzeichnet das Gerät aus Sicht des Computers.

Wenn Sie sich mit Linux auskennen, können Sie den Verbindungsaufbau auch über die Log-Meldungen beim Anstecken beobachten. Geben Sie folgenden Befehl ein:

tail -f /var/log/syslog
Nun stecken Sie das Gerät ein. Sie sehen, wie Hersteller und Name genannt wird. Wird er erkannt, heißt das noch nicht zwingend, dass er funktioniert. Der Blick auf die syslog (oben) kann aber vielleicht Hinweise geben, warum er nicht funktioniert.

SANE-Scanner-Suche

Zentrale Anlaufstelle für Scanner ist unter Linux SANE. Wer mit SANE nicht spielen kann, hat verloren. Als Administrator (root) kann man das System nach den angeschlossenen Scannern fragen:
$ sudo sane-find-scanner 
Wenn Ihr Gerät hier nicht auftaucht, wird es kompliziert.

Sie können Glück haben, dass der Scanner nach einem Kernel-Update funktioniert.

Canon CanoScan Lide 300

(Tatzeit: Februar 2020, Tatort: Linux Mint 19)

Da das Gerät nicht nach dem Einstecken funktioniert, wendet man sich an die Website des Herstellers. Dort gibt es einen "Linux-Treiber".

Canon Treiber-Download

Tatsächlich findet man dort allerdings keinen echten Treiber sondern ein Programm namens scangearmp2, das man von der Konsole aufruft und dann einen Scan ausführen kann, der als JPG oder als PDF gespeichert werden kann.

Das Programm muss vom Anwender selbst gefunden werden und wer es aus dem Menü aufrufen will, muss es dort selbst einbinden.

Canon CanoScan LiDE 55

Canon CanoScan LiDE 55 ist das Gegenbeispiel zum neueren 300. Das Gerät ist steinalt, braucht aber nur in das Gerät gesteckt zu werden und läuft. Sehr langsam - aber es läuft. Mit Simple-Scan und allen Programmen, die den Standard bedienen.

Multifunktionsgeräte, insbesondere im Betrieb über das Netzwerk

Besonders viele Tränen verursachen die Scanner in den Multifunktionsdruckern. In der Regel sollte man sich nicht allzu große Hoffnungen machen.

Multifunktionsgeräte von HP

Hier haben die Geräte von HP eine Besonderheit, weil HP die notwendige Software unter dem Namen HPLIP zur Verfügung auch in den Repositories zur Verfügung stellt. Diese wird in der Regel automatisch installiert. Des weiteren gibt es das Paket hplip-gui. Dies muss explizit nachinstalliert werden. Es liefert Informationen über den aktuellen Tonerstand und anderes.

apt install hplip-gui

Klickt man auf dieser Oberfläche den Scanner an, meldet das Programm einen Fehler und bietet das Nachinstallieren von entsprechender Software an. Anschließend gelang sogar der Scan über das Netzwerk.

Scheitern bei neueren Modellen

Der Versuch ein brandneues Multifunktionsgerät von HP zum Laufen zu bringen, scheiterte allerdings bei einem HP LaserJet Pro M148fdw unter Linux Ubuntu 18.4. Die HPLIP erkannte das Gerät nicht.

Auf der Developers-Seite von HP kann man die aktuelle Version herunterladen und damit ist der Drucker dann auch ansprechbar gewesen. Auf einer älteren Ubuntu-Installation funktionierte aber auch die Installation des aktuellen HPLIP nicht.

Multifunktionsgeräte von Brother

Brother stellt die Treiber für seine Geräte nicht in den Repositories zur Verfügung, sondern nur auf seiner Homepage. So ist man wie die Windows-Benutzer gezwungen, das passende Gerät dort zu suchen und von Hand zu installieren. Dieser Vorgang ist für einen blutigen Anfänger etwas mühsam, aber mit Geduld zu schaffen.

Etwas ärgerlich ist, dass diese Software von Brother manchmal nach Aktualisierungen von Linux erneut eingerichtet werden muss. Hier würde eine bessere Unterstützung der Linux-Distributionen vielleicht dazu führen, dass Brother-Geräte out of the box funktionieren würden.

Beispiel Brother MDC-L2710DN

Nach der Eingabe von "Linux Treiber" gefolgt vom Geräte-Namen in eine Suchmaschine erhält man den Link zur Brother-Homepage https://support.brother.com/g/b/downloadtop.aspx?c=eu_ot&lang=en&prod=mfcl2710dn_eu .

Bei Fedora, Suse, Red Hat verwendet man RPM, bei Ubuntu, Debian, Linux Mint verwendet man DEB. Dieses Paket wird installiert.

Dennoch funktioniert nach einiger Zeit der Scanner nicht mehr. Die Ursache ist mir noch unklar. Geholfen hat der folgende Befehl:

brsaneconfig4 -q | grep mfc-l2710dn_series
Es taucht ein Dialog auf, in dem nun der Scanner angeklickt werden kann. Dieser wird mit OK bestätigt. Das passierte interessanterweise zwei Mal. Danach konnte er unter Simple Scan wieder angesprochen werden.

Absturz von simple-scan

(Tatzeit: Februar 2020. Tatort: Linux Mint 19 MATE)

Irgendwann startete plötzlich simple-scan nicht mehr. Das war besonders ärgerlich, weil es damit nicht mehr möglich war, die Einstellungen auf einen anderen Scanner umzulenken. Lieder lieferte der Fehler auch keine Hinweise in der syslog.

Es stellte sich heraus, dass es am Brother-Scanner-Treiber, insbesondere an brscan4 lag. Die Versuche, neu zu installieren, scheiterten daran, dass die Deinstallation nicht funktionierte. Auch sämtliche Force-Optionen funktionierten nicht.

Ein Hinweis einer anderen Seite half weiter, die das Scheitern einer Deinstallation beschrieb. Leider habe ich die URL nicht mehr: Dort wurden die Scripte für Uninstall und Install eisenhart weggelöscht. Damit war eine Neuinstallation möglich.

rm -rf /var/lib/dpkg/info/brscan4.*
apt install -f ./brscan4-0.4.8-1.amd64.deb
Anschließend funktionierte das Installieren und deinstallieren mit dpkg wieder einwandfrei.
dpkg -r brscan4
dpkg -i brscan4-0.4.8-1.amd64.deb

Andere Multifunktionsgeräte

In der Regel kann man die Scanner anderer Multifunktionsgeräte nicht benutzen. Ein Blick auf die Homepage des Herstellers kann aber vielleicht eine freudige Überraschung darstellen. Eine Nachfrage in entsprechenden Foren oder ein Aufruf der Suchmaschine gibt nähere Auskünfte.